Konzept zur Überbauung eines Supermarktes in Berlin Schmargendorf
2021
Das Grundstück befindet sich an einer
wichtigen Position für die Entwicklung des Stadtteils Schmargendorf.
Auf der einen Seite bildet es den Abschluss des Schmargendorfer Zentrums mit einigen Geschäften entlang der Breiten Straße. Und auf der anderen Seite bildet es den Übergang in Richtung der Neubauprojekte „Maximilinsquartier“ und des Reemtsma- Geländes.
Auch über Schmargendorf hinaus liegt das Grundstück an einer prominenten Stelle. Direkt vorbei verläuft eine wichtige Einfallsstraße ins Berliner Zentrum sowie eine Verbindung nach Friedenau und Steglitz. Außerdem befinden sich in geringer Entfernung einige S-und U-Bahnstationen und die Autobahn.
Bei heutigen Großprojekten neigen die Planer immer mehr dazu, ein „zusammenhängendes Ganzes“ schaffen zu wollen. Dies äußert sich in den bekannten monotonen Stadtvierteln, denen das Fehlen einer „Seele“, welche historische Viertel auszeichnet, nachgesagt wird.
Es geht nicht darum, sich der historischen Struktur anzubiedern. Sondern darum, durch eine visuelle und bauliche Vielfalt Möglichkeitsräume für ein vielfältiges Stadtleben zu ermöglichen.
Da der Supermarkt kaum belichtete Flächen benötigt, können die Sockelgeschosse flexibel und multifunktional genutzt werden. In ihnen finden kleine Geschäfte, Büros, Praxen und viele andere Funktionen Platz.
Durch diese funktionale Flexibilität wird das neue Viertel besonders resilient gegenüber zukünftigen Entwicklungen.
Damit sich Menschen mit ihrer Nachbarschaft identifizieren können, ist der Maßstab der Gebäude sehr wichtig.
Hier hat sich die Dimensionen des typischen Berliner Gründerzeithauses bewährt.
Es bietet auf der einen Seite eine gute bauliche Effizienz und ist durch seine Kompaktheit auch energetisch optimal.
Durch die Aufteilung des Blocks in einzelne Gebäude wirkt dieser übersichtlich und schafft eine klare Adressbildung.
Durch ein übergeordnetes Raster können die Gebäude im Inneren flexibel gestaltet werden und dank Modulbauweise schnell errichtet werden.
Für einen Supermarkt ist eine Überbauung umso attraktiver, wenn der Prozess des Neubaus so gestaltet ist, dass der Supermarkt nicht komplett schließen muss.
Auf dem vorderen Teil des Grundstücks werden die Sockelgeschosse der vorderen Hälfte des neuen Gebäudes errichtet. Der alte Supermarkt kann währenddessen mit voller Fläche weiter betrieben werden.
Der Supermarkt zieht nun in den neu gebauten Bauabschnitt und eröffnet dort mit verkleinerter Fläche. Der alte Supermarkt kann nun abgerissen werden.
Auf dem hinteren Teil des Grundstücks wird das Parkhaus errichtet.
Die restliche Fläche der Sockelgeschosse wird nun errichtet und der Supermarkt erreicht wieder seine volle Fläche.
Die Wohngebäude werden in Holz-Fertigteil Bauweise auf den Sockel gestellt. Hierfür braucht es lediglich einen Mobilkran. Der Innenhof über dem Supermarkt dient als Arbeitsfläche für die Bauarbeiten.
Ohne Tiefgarage ist ein modernes Bauprojekt heute nahezu undenkbar. Und auch wenn sich der unansehnliche Autoverkehr damit verschwinden lässt, gibt es einige Gründe, stattdessen ein Parkhaus zu bauen.
Eine Tiefgarage ist nicht nachhaltig. Da sie sehr aufwendig und materialintensiv im Bau ist, steckt in ihr viel graue Energie. Und sollte der Autoverkehr (hoffentlich) in Zukunft zurückgehen, können diese Flächen nicht anderweitig genutzt werden.
Ein Parkhaus hingegen ist nicht nur unkompliziert zu bauen, es kann bei sinkender Nachfrage einfach schrittweise demontiert werden oder eben, wie hier vorgeschlagen, umgenutzt. Außerdem können Parkhäuser im Gegensatz zur Tiefgarage nachhaltig im Holzbau errichtet werden.
Des Weiteren lässt sich ein Rückgang der Autonutzung beobachten, sobald das Auto nicht mehr direkt erreicht werden kann, sondern ein paar Schritte draußen gegangen werden müssen. Viele unnötige kurze Fahrten werden so vermieden.
Damit das Parkhaus im Stadtraum attraktiv ist, erhält es eine grüne Fassade. Diese besteht aus Pflanzkübeln, in denen auch große Pflanzen wurzeln können.
Das gleichmäßige Stützenraster eines Parkhauses eignet sich hervorragend, um Wohnraum mit Holz-Fertigteilen oberhalb zu errichten.
Wenn die Autonutzung in Zukunft sinkt, kann die Struktur des Parkhauses einfach umgenutzt werden. Stockwerksweise kann es zu Wohnräumen ausgebaut werden.